Obwohl die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale von Nürnberg nach Dresden seit rund 30 Jahren im Bundesverkehrs-wegeplan verankert und auf sächsischer Seite bereits abgeschlossen ist, steht das wichtigste Infrastrukturprojekt der Region erneut auf der Kippe. Eine neuerliche Bewertung geht nur noch von einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,6 aus – und alles was unter 1 taxiert wird, gilt als unwirtschaftlich.
Für den SPD-Landtagsabgeordneten Klaus Adelt ist das nicht nachvollziehbar. Denn bei der Bewertung wird nicht nur – was absehbar war – von höheren Kosten ausgegangen, sondern auch von einem deutlich geringeren Nutzen. „Sowohl für den Personen- wie auch den Güterverkehr ist es elementar wichtig, dass diese Diesel-Insel in der Mitte Europas als wichtige Ost-West-Verbindung endlich verschwindet. Ich kann mir den Eindruck nicht verwehren, aber hier wird bewusst auf Kosten einer ganzen Region das Vorhaben schlecht gerechnet.“ Themen wie Klimaschutz und Verkehrswende oder die Resilienz des bereits jetzt stark überlasteten Schienennetzes spielen nach Meinung Adelts nur eine untergeordnete Rolle bei der Berechnung. Gleiches gelte für die Tatsache, dass wir mehr Güter auf die Schiene bringen müssen, allein schon deshalb, weil es an Kraftfahrern fehle. „Da hilft mir auch die 1 vor dem Komma nix, wenn die Waren auf dem Hof stehen und keiner kommt, und sie abholt.“ Schließlich gehe es auch um Verlässlichkeit gegenüber unseren tschechischen Partnern, die ihrerseits bereits elektrifiziert haben und darauf warten, dass nun Deutschland seinen Beitrag leiste, moniert Adelt.
Im Güterverkehr werden bereits jetzt fast 90 Prozent aller Zugkilometer in Deutschland elektrisch zurückgelegt. „Wir sind in der Mitte Europas, aber wir sind abgekoppelt – langfristig wird der Wirtschafts- und Logistikstandort Oberfranken darunter massiv leiden“, warnt der SPD-Abgeordnete. „Denn ohne Franken-Sachsen-Magistrale wird Oberfranken eine Diesel-Insel bleiben und damit wird es auch nichts mit der Verkehrswende in Bayern.“
Was es braucht sei deshalb ein Machtwort, meint Adelt: „Die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale wird nicht ohne Grund explizit im Koalitionsvertrag genannt. Das muss jetzt auch umgesetzt werden. Die Strecke ist zu wichtig, als sie sich alle paar Jahre wieder kleinzurechnen zu lassen.“