Offener Brief: Adelt macht Piazolo Angebot

12. September 2022

Die Situation an den Schulen ist nach wie vor prekär. Den Lehrermangel schönreden hilft nicht weiter. Klaus Adelt hat sich deshalb mit einem offenen Brief an Kultusminister Piazolo gewandt...

Betrifft: Lehrersituation zu Beginn des Schuljahres – Vorschlag zur Güte.

Sehr geehrter Herr Staatsminister Prof. Piazolo,

die Situation an unseren Schulen ist nach wie vor prekär. Das Personal geht auf dem Zahnfleisch. Der Fachkräftemangel ist da, er ist eklatant und doch werden nicht die richtigen Schlüsse daraus gezogen.

Alle singen das Hohelied einer guten Bildung ab der ersten Klasse, vom Wert einer Ausbildung und wie wichtig es ist, dass wir wieder mehr Handwerker und Handwerkerinnen bekommen. Aber an der Ungleichbehandlung bei der Besoldung von GrundschullehrerInnen und MittelschullehrerInnen wird festgehalten, nur um sich dann im Anschluss zu wundern, dass es an Lehrkräften fehlt. Wie soll die allgemeine Wertschätzung gegenüber Schulabschlüssen und Schularten wieder steigen, wenn diese den Lehrerinnen und Lehrern, die diese unterrichten, verwehrt bleibt?

Auch bei uns in der Region ist das Personaltableau auf Kante genäht, an VertretungslehrerInnen mangelt es. Der Arbeitsmarkt sei wie leergefegt, konnte man erst kürzlich der Frankenpost entnehmen. Die guten Bewertungen des bayerischen Schulsystems bei den diversen Rankings, sie sind in erster Linie das Verdienst der Lehrerinnen und Lehrer, die bis an ihre Belastungsgrenze gehen und oft darüber hinaus.

Sehr geehrter Herr Minister,

es mangelt an Entschlossenheit, Planbarkeit und Weitsicht.

Nun, weitsichtig handeln und denken muss auch ich. Das betrifft insbesondere meine „nachberufliche Lebensphase“ mit meinem Ausscheiden aus dem Bayerischen Landtag im kommenden Jahr.

Sie müssen wissen: Ich bin ein Mensch, der gerne anpackt und Dinge verändert. Das wird sich mit dem Ende meiner politischen Karriere nicht ändern.

Der Passauer Neuen Presse vom 9. September war zu entnehmen: „Wir nehmen alle Lehrer, die da sind!“

Daher meine konkrete Frage an Sie als Kultusminister des Freistaates Bayern: Vorbehaltlich der Situation im nächsten Jahr – wenn Sie jeden nehmen, würden Sie auch mich nehmen?

Ich habe 1985 das Staatsexamen erfolgreich absolviert und die wissenschaftliche und pädagogische Prüfung für das Lehramt in Bayern in den Fächern Geografie und Wirtschaftswissenschaften bestanden. Ich habe in Zuge dessen an Gymnasien unterrichtet und als Krankheitsvertretung an der Realschule Naila. Vor meiner Wahl zum Bürgermeister der Stadt Selbitz habe ich in der Erwachsenenbildung mit langzeitarbeitslosen Jugendlichen gearbeitet, Unterricht zum Nachholen des Qualifizierten Hauptschulabschlusses und zur Erlangung der Mittleren Reife erteilt und vieles mehr.

Wenn die guten und konstruktiven Vorschläge der demokratischen Oppositionsparteien zur Verbesserung der Situation an den Schulen schon kein Gehör finden, so bin ich persönlich gerne bereit nach meinem Ausscheiden aus dem Landtag meinen Beitrag zu leisten, die praktizierenden Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu entlasten, wenn dies nach wie vor erforderlich sein sollte.

Wenn Sie mir also die Modalitäten mitteilen könnten, unter welchen Voraussetzungen dies möglich ist, würde ich mich freuen.

Mit kollegialen Grüßen
Ihr

Klaus Adelt, MdL

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